Championnat du monde 2014

Schön war’s in Wien. Und nicht nur das Wetter, auch die gut organisierte Veranstaltung und die beeindruckende Anlage Magna Racino in Ebreichsdorf liessen keine Wünsche offen. Grossen Dank und Gratulation an Working Equitation Austria und Sandra Migl für die Austragung der Working Equitation Weltmeisterschaft vom 5.-8. Juni 2014.

Die beiden Schweizer Reiterinnen, Katja Weis und Brigitte Schmucki, mussten bereits am Dienstag vormittag mit ihren Pferden zum Vet-Check antreten. Daher begann die Reise für sie schon am Montag. Ab Dienstag erhielten sie Unterstützung von Teamchefin Alexandra Häusler und Nationaltrainer Bento Castelhano.

Nach dem Soundcheck in der Halle am Mittwoch begann es am Donnerstag mit der Dressurprüfung. Die Schweiz wurde nicht als Favorit eingestuft und musste daher ziemlich am Anfang starten. Und prompt hatten wir denn auch mit klassischen Anfängerproblemen zu kämpfen. Die WM stand unter dem Motto: „Die Schweiz und das Glöcklein“, passend zu unserem Alpenland. Katja Weis mit Gineta begann im Eifer des Gefechts das Programm vor dem Erklingen der Glocke und wurde disqualifiziert. Brigitte Schmucki und Jawal hatten dafür zu viel des Glöckleins: Ihre Konzentration brach ab nachdem irritierenderweise die Glocke des Springparcours von nebenan zu hören war. Der guten Laune im Team tat es keinen Abbruch, schliesslich war es das allererste Mal und das Hauptziel der Mission „Erfahrungen sammeln“. Gewonnen hat die Dressur, wie nicht anders erwartet, das portugiesische Team.

Am Freitag zum Hindernisparcours war das Publikumsinteresse schon etwas grösser. In der Halle war ein wunderschöner Parcours aufgebaut, die Hindernisse waren mit viel Liebe gestaltet und dekoriert. Die Tücken lagen im Detail: Beispielsweise lag der Side-Pass direkt hinter dem Sprung, was ein sofortiges Anhalten nach einem Galoppsprung notwendig machte. Katja Weis absolvierte den Parcours gut und ritt so auf den 20. Platz. Auch Brigitte Schmucki und Jawal zeigten eine solide Leistung, es reichte immerhin für den 24. Rang von 29 Teilnehmern. Gewonnen haben auch hier die Portugiesen, gefolgt von Frankreich und Österreich.

Ein Highlight war der Speed Test am Samstag nachmittag in der grossen Springarena. Die Tribünen waren voll, die Sonne brannte heiss und die Working Equitation zeigte sich von ihrer mitreissendsten Seite. Speed ist eine Nerven- und Erfahrungssache, insgesamt neun Reiter wurden disqualifiziert. Die Nervensache zeigte sich deutlich, als bereits die erste Teilnehmerin Probleme hatte, in den Platz einzureiten. Der mangelnden Erfahrung sind sicher die drauffolgenden Disqualifikationen wegen Fehler in der Linienführung zuzuschreiben. Nein nein nein und nochmals nein, man darf nie die Linie eines noch nicht bewältigten Hindernisses kreuzen. So einfach es klingt, das ist schwierig im Vollspeed auf einem solch grossen Platz und die Fallen werden von den Richtern extra gestellt. Daher gab es am Anfang mehrere Disqualifikationen und die Stimmung in der Startzone wurde immer nervöser und hektischer. Und plötzlich war Katja auch schon an der Reihe und ritt in der Eile – Sie erinnern sich: „Die Schweiz und das Glöcklein“ – wieder vor dem Erklingen der Glocke los. Wir buchen es unter Erfahrungen sammeln ab, es ist nicht leicht dem ganzen Druck und Stress einer solchen WM standzuhalten. Brigitte Schmucki und Jawal zeigten einen souveränen Lauf in mittlerem Tempo, nur leider hat Brigitte den Ring nicht erwischt und ohne die 10 Bonussekunden reichte es grad noch für den 18. Rang. Gestartet wurde in der umgekehrten Reihenfolge zur bisherigen Gesamtklassierung. Demzufolge zeigten die Portugiesen am Ende allen Teilnehmern und Zuschauern, wie ein richtiger Speed test auszusehen hat. In atemberaubenden Tempo flogen alle vier fehlerfrei durch den Parcours, gefolgt von den Amazonen Holly Barber (England) und Karoline Vogel (Österreich) auf dem 5. und 6. Rang.

Die Rinderarbeit fand am Sonntag auf der Wiese statt. Nach der Auslosung der Kühe begann es mit den besten Teams zuerst. Das portugiesische Team zeigte, wie man den Auftritt richtig zelebriert und sortierten ihre Bullen souverän. Allerdings gelang es ihnen nur bei zwei, die anderen beiden Rinder entwischten trotz Show. Die Deutschen zeigten seriöse und gut überlegte Arbeit am Rind, was zu konstanten Resultaten und drei gut sortierten Rindern führte. Die Italiener gingen die Sache mehr von der Temposeite her an: so schafften sie zwei sehr schnelle Läufe, einer ging knapp noch rein und das vierte Rind wurde nicht in der Zeit ins Pen gebracht. In der Entwertung lagen Deutschland und Italien gleichauf auf dem 1. Rang, gefolgt von Portugal auf Rang 3 und Frankreich auf Rang 4. Dies obwohl Thierry Vergez den schnellsten Lauf gezeigt hatte, denn die übrigen drei Rinder brachten sie nicht ins Pen.

Bei der Siegerehrung am nachmittag auf dem grossen Springplatz wurde nochmals gross zelebriert und das Einreiten der Nationen mit allen Fahnen war herrlich anzuschauen. Weltmeister in der Working Equitation ist, es lässt sich leicht erraten, Portugal. Gefolgt von Deutschland auf Platz 2 und Frankreich auf Platz 3. In der Einzelwertung siegte Bruno Pica da Conceição für Portugal, gefolgt von den übrigen drei Portugiesen João Duarte Rafael, Miguel Fonseca und Nuno Avelar. Auf Platz 5 schaffte es Karoline Vogel (Österreich), Bettina Strahlhuber (Deutschland) erreichte den 6. Platz. Die anschliessende Ehrenrunde in portugiesischer Manier vermochte das Publikum nochmals von den Sitzen zu reissen.

Die Stimmung unter den Teilnehmern beim Wettkampf und im Stall war fröhlich und sehr kollegial, der ARSETS konnte viele internationale Kontakte knüpfen. Auch die Unterstützung durch die Vereinsmitglieder war beeindruckend: Es sind 12 ARSETS-Mitglieder samt Familie und Anhang angereist, um unsere beiden Reiterinnen zu unterstützen. Vom Vorstand waren Alexandra Häusler (Präsidentin), Jenny Markov (Vizepräsidentin) und Brigitte Schmucki (Homepage) anwesend. Wir konnten viele Erfahrungen sammeln und Informationen austauschen mit den Verbänden der anderen Länder. Und der Höhepunkt vereinspolitisch war das General assembly der WAWE (World Association for Working Equitation), an welchem wir teilnehmen durften. Somit ist der ARSETS nun offiziell Mitglied und die Vertretung der Schweiz innerhalb der WAWE.

Die Schweiz hat, trotz Glöcklein, die Mission erfüllt: Mit vielen neuen Eindrücken, lehrreichen Tipps und einer Mitgliedschaft bei der WAWE kommen wir nach Hause von Wien. Und unsere beiden mutigen Amazonen sind beide nicht letzte geworden, Brigitte und Jawal Zayan lagen in der Gesamtwertung auf dem 23. Rang, Katja Weis mit Gineta auf dem 26. Rang. Für’s erste Mal sind wir sehr zufrieden und stolz auf unsere Reiterinnen!